Renneinsätze 1938 bis 1951
Der 8C 2900B in der „Spider Corsa“ Konfiguration, also als offener Rennsportwagen, war 1938, in der letzten regulären Rennsaison vor dem Krieg, eindeutig die Nummer 1 bei den Sportwagenrennen und insbesondere bei den Endurance-Klassikern.
Er holte sich bei zwei der wichtigsten Langstreckenrennen den Sieg (Mille Miglia und 24 Std. von Spa), bei den 12 Std. von Paris trat er nicht an, und in Le Mans stand einer der fünf gebauten Spider Corsa, der für das Rennen in eine Berlinetta umgebaut wurde, vor einem überlegenen Sieg, als ihn drei Stunden vor Schluss ein Reifenplatzer mit mechanischen Folgeschäden zur Aufgabe zwang.
Zweifellos stellte der 8C 2900B – als Spider Corsa, als Le Mans Berlinetta oder als Straßenversion mit längerem Radstand – den Höhepunkt der berühmten 8C-Reihe von Alfa Romeo dar, die 1931 mit dem 8C 2300 ihren Anfang nahm und untrennbar mit dem genialen Ingenieur Vittorio Jano verbunden ist. Diese Sportwagen-Ikone stand daher auf der Minerva-Webseite bereits einige Male im Mittelpunkt, angefangen mit dem umfangreichen Report zur Marke Alfa Romeo in den Jahren 1910 bis 1986, über den Bericht zur Geschichte der legendären Rennsaison 1938 bis hin zur Story über die 8C 2900B Berlinetta, die in den Jahren 1937 bis 1939 als stärkster, schnellster und exklusivster Sportwagen galt – allenfalls der Bugatti T57S/SC konnte damals dem 8C 2900 das Wasser reichen, die technische Konzeption des Alfa war aber eindeutig moderner als die des Bugatti.
Dass das Thema 8C 2900B hier erneut aufgegriffen wurde, hat zwei Gründe.
(1) Die Geschichte des Spider Corsa endete nicht mit dem Erfolgsjahr 1938. „Alfa Corse“, das damalige Einsatzteam unter Enzo Ferraris Leitung, setzte zwar in den folgenden Jahren nicht mehr auf den Jano-Achtzylinder sondern zog den neuen V12 (Typ 412) oder den leichteten 6C für die Sportwagenrennen vor (die dann kriegsbedingt nicht mehr stattfanden), aber nach dem Krieg wurden die 8C Spider Corsa weiter in Privathand eingesetzt, u. a. von Emilio Romano bei der Targa Florio und der Mille Miglia 1948 oder schließlich vom jungen Phil Hill Anfang der 1950er Jahre bei diversen Sportwagenrennen in den USA. Der spätere Formel 1-Weltmeister (1961) und mehrfache Le Mans-Sieger (1958, 1961, 1962), jeweils mit Ferrari, begann seine Karriere also mit einem 13 Jahre alten Spider Corsa. Dieser Bericht stellt dar, wie die Geschichte des 8C begann und nach dem Krieg weiterging und was aus den Fahrzeugen bis heute geworden ist.
Und (2) Der zweite Grund hat etwas mit der Geschichte der 1/43-Modellwelt zu tun. Als der Engländer John Day 1971 seine legendäre „Serie 100“ der White Metal-Kits an den Start brachte und damit die 1/43-Szene revolutionierte, gehörte der 8C 2900B Spider Corsa zu den ersten fünf Modellen dieser neuen Bausatz-Serie. Im Folgenden wird das Modell des 8C von John Day vorgestellt, nachdem es Minerva gelang, einen John Day-Spider Corsa über Ebay zu erwerben.
Renneinsätze des 8C 2900B Spider Corsa – 1938
Zu den Rennen des 8C 2900 (Tipo A und B) über die Langstreckendistanzen 1936-1938 kann eine Tabelle aufgerufen werden. Die Sporteinsätze erfolgten ab 1938 nicht mehr wie zuvor durch die Scuderia Ferrari, sondern vom Werk selbst unter dem Label „Alfa Corse“, mit Enzo Ferrari als Teamleiter. Für die Saison 1938 entstanden bei Touring fünf Spider mit wunderschönen, eleganten Karosserien, gebaut nach dem „Superleggera“-Konzept, mit aerodynamisch ausgearbeiteten Kotflügeln, die mit der Karosserie verbunden waren – eine Zwischenstufe zwischen den traditionellen Karosserien mit separaten Kotflügeln (wie beim 2900A) und den neuesten Pontonformen wie beim Bugatti T57 „Tank“.
Vier der fünf gebauten Spider Corsa (Fg-Nr. 412030 bis 412034) starteten bei ihrem Renndebut im April 1938 bei der Mille Miglia (ohne 412033), Nr. 031 war das spätere Siegerfahrzeug mit Clemente Biondetti am Steuer und Stefani als Kopilot. Ihr Auto wurde nicht vom „normalen“ 8C-Motor mit 2,9 Litern Hubraum angetrieben, sondern vom stärkeren Aggregat aus dem Tipo 308 Grand Prix Rennwagen, mit 3 Litern Hubraum und knapp 300 PS (statt ca. 220 PS oder etwas mehr beim 2,9 Liter). Die Nr. 030 mit Carlo Pintacuda und Kopilot Mambelli landete knapp geschlagen auf Platz 2, die beiden anderen Werkswagen von Alfa Corse (Nr. 032, Giuseppe Farina mit Meazza und Nr. 034 mit Eugenio Siena und Emilio Villoresi) fielen nach Unfällen aus. Die Mille Miglia-Autos hatten in alusilber lackierte Speichenfelgen, Schutzkappen vor den Scheinwerfern und eine durchgehende, rundliche Aero-Frontscheibe. Auf Platz 3 landete ein weiterer Alfa, ein von Piero Dusio privat gemeldeter 8C 2900A (mit separaten Kotflügeln). Dann folgten auf den Plätzen 4 und 5 starke Konkurrenten aus Frankreich, Delahaye 145 V12 und Talbot T150C, die Autos aus dem Nachbarland musste sich aber dem neuen Superstar unter den Rennsportwagen geschlagen geben.
Der dritte Endurance-Klassiker des Jahres nach der Mille Miglia und Le Mans folgte im Juli mit den 24 Stunden von Spa. Auch hier gewann einer der beiden von Alfa Corse gemeldeten 8C 2900B Spider Corsa, wiederum vor starker französischer Konkurrenz (Delahaye, Delage, Talbot). Die siegreiche Nr.032 (Startnummer 4) war mit Pintacuda und Severi besetzt, der zweite Alfa (031, mit Sommer und Biondetti) fiel aus. Hier hatten die Alfas vermutlich zwei kleine, nicht gekrümmte Frontscheiben, nicht abgedeckte Scheinwerfer, Felgen in alusilber und eine senkrecht stehende Platte mit der Startnummer auf dem Heck (in Spa vorgeschrieben).
Im Laufe der Saison nahm der Corsa Spider noch an dem einen oder anderen nationalen (Berg-) Rennen teil, so gewann Emilio Villoresi im Mai den traditionellen Bergpreis „Parma – Berceto“.
Wie ging es weiter (1939)?
Das Sportwagenprogramm der Saison 1939 war durch verschiedene Ereignisse auf wenige Rennen beschränkt: Die Mille Miglia wurde aufgrund eines schweren Unfalls im Vorjahr abgesagt, die 24 Stunden von Spa fanden nicht statt, und die 12 Stunden von Paris fielen bereits der Krisenlage nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen zum Opfer. Beim einzig verbliebenen Endurance-Rennen in Le Mans fehlten die großen Alfa Rennsportwagen, eine von Raymond Sommer gemeldete 6C 2500 SS Berlinetta war mit kompressorlosen 120 PS gegen die großen französischen Sportwagen chancenlos. Bei zwei kürzeren Rennen setzte Alfa Corse nun verstärkt auf den neuen V12-Sportwagen (Tipo 412) und nicht mehr auf den Jano-Achtzylinder. Der 412 startete im Mai/Juni in Belgien (GP Antwerpen, ca. 300km) und beim GP Luxemburg (226km), dort nahm auch noch einmal ein 8C 2900B teil und holte mit Emilio Villoresi Platz 4. Damit waren die Renneinsätze des 8C durch Alfa Corse beendet. Beim Gran Premio Brescia delle Mille Miglia 1940 waren dann keine Kompressormotoren mehr erlaubt, Alfa Corse startete dort mit dem 6C 2500 SS.
Und wie ging es dann weiter (1948/1951)?
In den Rennstatistiken der frühen Nachkriegsjahre tauchen – sieht man einmal von lokalen Rennen in Italien ab – zwei der Spider Corsa in ihrer Spezifikation von 1938 auf: (a) Fahrzeug Nr. 032 – den Sieger von Spa 1938 kaufte Emilio Romano, Alfa Romeo Handler aus Brescia, im Jahr 1948, nachdem er im Vorjahr mit seiner 2900B Berlinetta (Nr. 412036) zusammen mit Biondetti die erste Mille Miglia nach dem Krieg gewonnen hatte (siehe Bericht).
Die beiden wichtigsten Einsätze dieses Spider Corsa erfolgten bei der Targa Florio im April 1948 (Kopilot Rosa, Startnummer 51) und bei der Mille Miglia im Mai (Kopilot Cresta, ebenfalls Nr. 51), in beiden Rennen kam man aber nicht ins Ziel. Das Auto hatte normale Frontscheiben (zweigeteilt, plan), Felgen vermutlich in alusilber und einen Zusatzscheinwerfer im Frontgrill. Danach wurde die Nr.032 in die Schweiz verkauft und dort noch bis 1951 in kleineren Rennen eingesetzt.
(b) Fahrzeug Nr. 030 – Der Spider Corsa, mit dem Pintacuda bei der Mille Miglia 1938 den zweiten Platz schaffte, wurde nach den Einsätzen bei Alfa Corse an Graf Trossi verkauft, der in den 1940er Jahren bei Alfa die Grand Prix Alfetta als Werkspilot fuhr. Danach ging das Auto in die USA, neuer Besitzer war Tommy Lee, der das Auto bei kleineren lokalen Rennen einsetzte (u.a. in Watkins Glen). Nach seinem Tod kaufte ein junger Mechaniker namens Phil Hill das Auto und fuhr den Spider Corsa in einigen US-Rennen der Saison 1951. Der spätere Le Mans Sieger und Formel 1-Weltmeister begann seine Karriere 1949/50 mit kleinen MG- und mit Jaguar XK 120 Sportwagen. 1951 war er dann mit dem Alfa in Pebble Beach, Palm Springs und auf dem Carrell Speedway recht erfolgreich unterwegs, und danach war nicht nur der Name eines neuen Talents sondern auch der erfolgreichste Rennsportwagen der späten 1930er Jahre in der US-Rennszene bekannt. Der Spider 030 hatte in den USA vermutlich rote Speichenfelgen und eine zweiteilige plane Frontscheibe. Auf dem Heck ist ein US-Kennzeichen sichtbar, allerdings lassen die wenigen Fotos nicht zu, die genaue Nummer zu identifizieren.
Und wie ging es dann weiter (bis heute)?
Die Kenntnis der Geschichte der 1937/38 gebauten 2900B Spider Corsa bis zur Gegenwart ist dadurch begünstigt, dass heute alle fünf Fahrzeuge immer noch existieren und – permanent oder gelegentlich – in Sammlungen, Museen oder Veranstaltungen zu bewundern sind, allerdings nicht alle in der Form und Spezifikation der (Mille Miglia-) Autos von 1938. Zwei Corsa Spider (032 und 034) befinden sich als „Specials“ mit stark geänderter Karosserie im Musée National de´l Automobile in Mulhouse, dem Nachfolger der alten „Schlumpf-Sammlung“ aus den 1970er Jahren. Das Auto Nr. 033 wurde bekanntlich bereits im Sommer 1938 für das Rennen in Le Mans in eine Berlinetta umgewandelt. Nach einigen kleineren Einsätzen in Italien in den 1940er Jahren, dort bereits mit kleinen Karosserieänderungen, wurde das Coupé vorübergehend im britischen Donington Museum ausgestellt und letztendlich ab 1987 in die Sammlung des Alfa Romeo Werks übernommen, es steht heute im Alfa Museum in Arese. Die Lackierung ist in der Nachkriegszeit und beim Museumsauto übrigens deutlich dunkler als das „Corsa Rossa“ in Le Mans 1938. Die von Alfa Corse eingesetzten Rennsportwagen (1938/39) waren allgemein in einem kräftigen rot lackiert und nicht in dunkelrot (bordeaux) wie die Alfas in den frühen 1930er Jahren.
Spider Corsa Nr. 030: Der Spider Corsa, den Phil Hill 1951 in den USA fuhr, war danach vorübergehend in blau (!) lackiert (Besitzer James Magin), 1967 erhielt er eine Komplettrestauration durch den damaligen Besitzer Brooks Stevens. 1982 ging das Auto an den Alfa-Sammler Bill Serri, der die mechanischen Komponenten restaurierte und ab 1994 mit dem Auto an historischen Rennen teilnahm. 2004 kaufte der Modedesigner Ralph Lauren den Spider Corsa von Serri und ließ ihn erneut restaurieren: Bei Paul Russell & Co. in Essex (Massachusetts) erhielt der Wagen genau die Spezifikation des Mille Miglia Autos von 1938. Er ist nun Teil der legendären „Ralph Lauren Car Collection“. 2006 durfte Phil Hill mit dem Auto in Goodwood einige Runden drehen – eine späte Wiedervereinigung.
„I loved the noise, I loved the snap (D: Biss) of it. The Alfa was sort of the ultimate car of its breed before the war.“ (Phil Hill)
Spider Corsa Nr. 031: Der Mille Miglia Sieger wurde im Herbst 1938 bei der London Motor Show präsentiert. Der Brite Hugh Hunter kaufte das Auto und fuhr den Corsa Spider 1939 mit dem Kennzeichen JML1 in einigen Rennen (Chrystal Palace, Lewes Speed Trials, Brooklands). 1945 kaufte Tony Crook das Auto und setze es Ende der 1940er Jahre mit nun geänderter Karosserie (freistehende Kotflügel) z.B. in Silverstone und beim Prescott Bergrennen ein. Danach war u.a. der Alfa-Sammler Bill Serri Besitzer des Autos, bis es in den 1980er Jahren an den Auto-Enthusiasten Dr. Fred Simeone verkauft wurde. Der betuchte Chirurg ließ die alte Karosserie von 1938 wieder auferstehen und nahm mit dem frisch aufgebauten Auto 1986 an der fünften Mille Miglia Storica teil. Seitdem ist der Spider Corsa Teil der großartigen Simeone Collection (Simeone Foundation Automotive Museum, Philadelphia), die uns nach dem Ableben von Fred Simeone in diesem Jahr (2022) hoffentlich erhalten bleibt. Das Simeone-Auto hat den bei der Mille Miglia 1938 eingebauten stärkeren Motor des 308 Grand Prix Alfa, sein Äußeres entspricht weitgehend dem 1951 von Phil Hill pilotierten Fahrzeug 030, mit rot lackierten Felgen, zwei planen Frontscheiben und nicht abgedeckten Scheinwerfern.
Die technischen Daten des 8C 2900B können dem oben genannten Bericht zur 8C 2900B Berlinetta entnommen werden.
Modelle in 1/43 (Stand 2022)
Einer der berühmtesten Rennsportwagen der Geschichte wurde bislang von Diecast- oder Resincast-Produzenten sträflich vernachlässigt. Das bekannte Diecast-Modell von Brumm ist auch nach Überarbeitung (Speichenräder usw.) aufgrund der falschen Heckpartie nur bedingt als Modell für die Vitrine geeignet. Und aus der viele, viele Jahre alten Ankündigung von Minichamps, den Spider Corsa als Fertigmodell zu produzieren, wird wohl nichts mehr werden. Ähnliches muss man bei der Ankündigung von True Scale befürchten, obwohl der Resincast-Hersteller mit der 8C 2900B Berlinetta bereits ein sehr schönes Modell im Programm hat – aber lassen wir uns überraschen.
Es bleibt dem Sammler also der Blick auf Kleinserienproduzenten, wenn man bereit ist, länger nach den bereits vor vielen Jahren in kleiner Stückzahl aufgelegten Modellen zu suchen und das nötige Kleingeld bereitzuhalten. Ältere Modelle kamen von Western Models und BBR, sie sind vermutlich kaum noch aufzutreiben, neuere Modelle werden hin und wieder noch von F.B. Modelli oder Alfamodel43 angeboten, allerdings kaum noch im regulären Handel, vielleicht auf Plattformen wie Ebay, auf speziellen Modellbörsen oder z.B. bei den zahlreichen Modellanbietern bei der Auto e Moto d´Epoca in Padua. Die Minerva-Sammlung wartet daher immer noch geduldig darauf, dass True Scale am Ende doch seine Ankündigung realisiert.
Das John Day Modell – Ein Blick ins Modellmuseum
„The Father of 1/43 Scale Modelling“: Der Engländer John Day „was the first…to make literally hundreds of kits, to make more than a handfull of each kit, and to prepare…catalogs for distribution through a world-wide network of national distributors.“ (Wayne E. Moyer, In the Beginning, The Early Days of 1/43 Scale Modelling, Beavercreek 2014, S. 8).
Über John Day als zentrale Figur der frühen Jahre der 1/43 Metallbausätze wurde auf dieser Webseite bereits berichtet (Bericht von 2011). Er hob die 1/43-Modellwelt ab Frühjahr 1971 mit der Vorstellung seiner „Serie 100“ auf ein neues Niveau, nachdem verschiedene Hersteller von Metallbausätzen (White Metal) zuvor allenfalls über den Eigenbedarf hinaus eine kleine „Küchentisch-Produktion“ auf die Beine stellten, in kleinster Stückzahl, ohne organisierten Vertrieb und nur für einen engen Kreis von Modellbaufreunden gedacht. Die „Serie 100“ war zwar immer noch eine Kleinserien-Produktion, aber mit der Ansage, monatlich 2-3 neue Modelle aufzulegen und den Vertrieb zu professionalisieren – was dann auch geschah. Die Modelle waren höchst einfach und damit preiswert und auch leicht zu bauen, die Formen waren stimmig, und mit großen Schritten wurde vor allem die Rennsportszene der vergangenen Jahrzehnte, zumal Formel 1 und Rennsportwagen, in Metall gegossen. In den folgenden Jahren gelangte die Information über diese neue Modellserie auch nach Deutschland und führte z.B. zum Aufbau der Minerva-Modellsammlung, die auf dieser Webseite die Basis für die einzelnen Berichte bildet.
Bemerkenswert im Zusammenhang mit diesem Bericht ist nun, dass der Alfa Romeo 8C 2900B Spider Corsa zu den ersten fünf aufgelegten John Day-Bausätzen gehörte – der Bedeutung dieses Autos sicher angemessen. Das erste John Day-Modell, die Nr. 101, war der Mercedes Grand Prix Rennwagen, Sieger des Grand Prix de France 1914. Dann folgten der Ferrari 375 Plus, Le Mans-Sieger 1954, und als Nr. 103 der Alfa Spider Corsa, Mille Miglia 1938. Die ersten John Day-Modelle sind u.a. daran erkennbar, dass die Bodenplatte noch einschließlich der Technik der Unterseite (z.B. Aufhängung, Kardanwelle) modelliert wurde, darauf hat man später wohl aus Kostengründen verzichtet.
Die meisten frühen White Metal-Bausätze, auch die Kits von John Day, waren ursprünglich als Ergänzung zu den handelsüblichen Diecast-Modellen (Corgi, Dinky, Solido, Mercury usw.) gedacht. Diese Großserienmodelle folgten damals mehrheitlich dem Maßstab 1/45, waren also im Vergleich zum Maßstab 1/43 etwas zu klein, und das galt auch für die frühen John Day-Bausätze, so auch für den hier gezeigten Alfa Spider Corsa, gemessen am Radstand des Modells.
Typisch für alle John Day Modelle war, dass sie nur aus wenigen Einzelteilen bestanden, überwiegend Metallgussteile: Karosserie, Bodenplatte mit Sitzen, ggf. Auspuff und Frontscheinwerfer. Bei frühen John Day-Modellen mit großen Speichenrädern (wie hier beim Alfa) waren sogar die Räder (Einheit aus Felge plus Reifen) Metallgussteile. Im Gegensatz zu den damals bereits sehr gut modellierten Karosserien waren diese Metallräder allerdings von schrecklicher Qualität.
Viele Sammler haben diese vermutlich über die Jahre durch bessere Räder ersetzt – so ist es auch beim hier abgebildeten Modell geschehen. Ein paar Kleinteile kamen hinzu – allerdings gab es damals natürlich noch keine Ätzteile – und dazu eine nur bedingt hilfreiche Beschreibung, das war´s schon. Immerhin: Die Form der Karosserie des Spider Corsa, die ja gerade den besonderen Reiz des Autos ausmacht, wurde sehr gut getroffen, mit den charakteristischen fließenden Linien, die beim späteren Brumm Diecast-Modell leider nicht so gut realisiert wurden. Beim Weg vom Bausatz zum fertigen Modell ist beim Modellbauer im Übrigen weniger die Geschicklichkeit der Montage vieler kleiner Teile gefragt, sondern die Fähigkeit, die Gussteile von den damals noch gravierenden Gussfehlern (Grate usw.) zu befreien und bei der Darstellung der Details mit Pinsel und Farbe umzugehen.
Das hier abgebildete Modell des Spider Corsa lag uns nicht als Original-Bausatz vor, vielmehr konnte es als (sagen wir, suboptimal) gebautes Fertigmodell über Ebay erworben werden. Es wurde dann zerlegt, abgebeizt, neu lackiert und wieder zusammengebaut, und zwar – wie die Fotos zeigen – in der Version, die Phil Hill 1951 in den USA eingesetzt hat – eine Erinnerung an die Anfänge eines heute noch legendären Le Mans Siegers.
Quellen: Siehe Rubrik „Über diese Seite“ → „Anmerkungen zu Minerva Endurance“
Spezielle Bücher: Das Standardwerk zum Thema Alfa Romeo 8C 2900 ist das herausragende Buch von Simon Moore, The Immortal 2.9: Alfa Romeo 8C 2900 A&B. Parkside Publ., 1987, für das man heute allerdings über 300 Euro auf den Tisch legen muss. Ein interssantes kleines antiquarisches Buch ist: Peter Hull, Alfa Romeo, Introduction by Count Johnny Lurani. Ballantines Illustrated History of the Car, Marque Book No 2, New York 1971. Und dann muss natürlich noch die „Alfa Bibel“ genannt werden: Luigi Fusi, Alfa Romeo – Tutti le Vetture dal 1910, All Cars from 1910, Emmeti Grafica, Milano 1978. Aktuelle Bücher über den 8C 2900B, die dann natürlich auch den neuesten Stand berücksichtigen, gibt es nach meiner Kenntnis nicht.
Webseiten (u.a.): ultimatecarpage / racingsportscars / supercars / simeonemuseum / paulrussel
Wer es lieber in Bild und Ton mag, dem sei eine wunderbare DVD über die Alfa-Rennhistorie (Vorkriegs- und Nachkriegszeit) empfohlen: „Victory by Design – Alfa Romeo“: Ein Schmaus für Auge und Ohr, insbesondere die Akustik ist atemberaubend, die Kommentare von Alain deCadenet (verstorben 2022) sind anregend und kompetent und die Kameraführung (Tony Maylam) ist ein Genuss.