Endurance-Revival und Duell Audi gegen Peugeot (Bericht von 2013)
Die jüngere Endurance-Vergangenheit ist den meisten Freunden der Sportwagen- und GT-Szenerie noch recht gegenwärtig. Daher konzentriert sich die hier beschriebene letzte Episode der Endurance-Geschichte auf eine Kurzdarstellung der Jahre 2004 bis 2011 sowie auf Ergebnisübersichten der einzelnen Jahre, mit Blick auf die „echten“ Endurance-Rennen (mindestens 6 Stunden oder 1000 km Distanz) sowie auf Übersichten zu den 1:43-Modellen der wichtigsten Fahrzeuge einer jeden Saison. Die Ergebnistafeln werden am Ende des Berichts um die Jahre 2012 bis 2015 ergänzt.
Vier Merkmale prägen die Jahre 2004 bis 2011: (1) Stabilität des Reglements, (2) neue Langstrecken-Championate, (3) Einstieg in die Diesel-Technologie und (4) das Duell Audi gegen Peugeot.
(1) Die Übersicht der Rennklassen (kann hier aufgerufen werden) kann sich ab 2005 kurz halten: Le Mans, die Langstreckenrennen der American Le Mans Series ALMS (Sebring, Petit Le Mans), die neuen Serien LMES bzw. LMS (Le Mans Series) sowie ILMC (International Le Mans Cup) folgten bis 2010 der Einteilung in zwei LMP-Klassen sowie in zwei GT-Klassen, wobei die Detailregelungen von Jahr zu Jahr immer nur leicht modifiziert wurden, meist motiviert durch Erhöhung der Sicherheit und Begrenzung der Rundenzeiten. Einzige gravierende Änderung war 2010/2011 das Ende der GT1-Kategorie und die Aufspaltung der verbliebenen GT2-Klasse in eine „Pro“(-fessionals) und eine „Am“(-ateurs)-Kategorie. Die ALMS verabschiedete sich von der GT1-Klasse bereits Ende 2009. Der Endurance-Szene und dem Zuschauer- und Medieninteresse kam eine solche Kontinuität in den letzten Jahren zugute.
(2) Mit der LMES (Le Mans Endurance Series) 2004/2005 und der darauf folgenden LMS und schließlich dem ILMC wurde die Basis der „echten“ Endurance-Rennen spürbar verbreitert. In den letzten Jahren standen so neben den bekannten Klassikern Le Mans, Sebring und Petit Le Mans ein halbes Dutzend weiterer Rennen über 1000 km oder 6 Stunden auf dem jährlichen Speisezettel und schufen so die Grundlage für die 2012 eingeführte WSC.
(3) Den ersten erfolgreichen Renneinsatz der Dieseltechnik (2006) kann sich Audi auf seine Fahne schreiben, ein Jahr danach folgte Peugeot. Ab 2012 kam die Hybrid-Technologie als weitere Rennsport-Neuerung hinzu: Zum ersten Mal seit dem Siegeszug der Turbo-Technik in den 1970er Jahren stand bei technischer Innovation die Sportwagen-Szene und nicht die Formel 1 im Rampenlicht.
Die ersten beiden Jahre der Periode 2004-2011 standen noch im Zeichen des Audi R8, stärkster Konkurrent war Le Mans-Legende Henri Pescarolo mit seinem kleinen, aber feinen privaten Rennstall.
Dies galt auch noch 2006, dem ersten Jahr des neuen Diesel-Audi R10.
Die GT1-Klasse war in diesen Jahren durch die Duelle Chrysler Viper gegen Corvette (C5R), danach Ferrari (550 Maranello) gegen Corvette (C6R) und schließlich Aston Martin (DBR9) gegen Corvette (C6R) besonders attraktiv – diese „echten“ GT-Fahrzeuge zeigten – anders als die Pseudo-GTs von 1997/1998 – eine zumindest optisch enge Verbindung zu den entsprechenden käuflichen Sportwagen in den Verkaufshallen. Ähnliches galt auch für die GT2-Klasse mit Ferrari (F360 und F430) und Porsche (GT3 RSR) als Protagonisten.
(4) Die fünf Rennsaisons 2007 bis 2011 standen dann ganz im Zeichen des Diesel-Duells Audi (R10, R15, R15 Plus, R18) gegen Peugeot 908. Die Konkurrenz konnte nur vereinzelt oder bei Abwesenheit der beiden Giganten Erfolge einfahren.
Wiederum stand dabei das Pescarolo-Team mit seiner großen Rennerfahrung an erster Stelle, gefolgt vom Prodrive-Team (Lola-Aston Martin), das 2009 die LMS gewann, und vom Oreca-Team, das 2010 den LMS-Gesamtsieg erringen konnte. Bei den ALMS-Rennen 2006-2008 konnte der Porsche RS Spyder – eigentlich ein LMP2-Fahrzeug – Erfolge gegen Audi einfahren, da die LMP2-Klasse dort leistungsmäßig der LMP1 recht nahe kam. Bemerkenswert war insbesondere der Gesamtsieg des RS Spyder des Penske-Teams in Sebring 2008.
Die Bilanz des Audi-Peugeot-Duells war über die Jahre 2007 bis 2011 recht ausgeglichen. Le Mans ging allerdings klar mit 4:1 Siegen an Audi, obwohl die Peugeot in drei Jahren (2008-2010) über eine einzelne Runde eindeutig schneller waren. In Sebring kam es in dieser Zeit zu zwei Duellen (2009 und 2011), Ergebnis: 1:1. Petit Le Mans ging an Peugeot mit 2:1 Siegen in den Jahren 2008, 2010 und 2011 (das Rennen 2009 ging wetterbedingt nicht über die reguläre Endurance-Distanz). Und auch die LMS- und ILMC-Serien, bei denen die beiden Kampfhähne 2008, 2010 und 2011 gegeneinander antraten, gingen gemessen an den Siegen per Saldo an die Franzosen – dies galt auch für 2008 mit 4 Einzelerfolgen für Peugeot gegen einen Audi-Sieg, obwohl in der Teamwertung am Ende merkwürdigerweise Audi vorn lag.
Die einzelnen Jahre und die wichtigsten Erfolge:
2004
Sebring: Audi R8 (Team Veloqx)
Le Mans: Audi R8 (Team Goh)
LMES: Audi R8 (Team Veloqx, 4 Siege in 4 Rennen)
ALMS – Petit Le Mans: Audi R8 (Champion Racing)
Fahrer des Jahres (eigene Wertung, siehe Ergebnisübersicht): Herbert (GB) (Audi Team Veloqx)
Die Modellübersichten 2004-2011 entsprechen dem Stand von 2013.
2005
Sebring: Audi R8 (Champion Racing)
Le Mans: Audi R8 (Champion Racing)
LMES: Pescarolo Judd C60 (2 Siege in 5 Rennen)
ALMS – Petit Le Mans: Audi R8 (Champion Racing)
Fahrer des Jahres: Collard (Fr) und Boullion (Fr) (Pescarolo Sport)
.
2006
Sebring: Audi R10 TDI (Audi Joest)
Le Mans: Audi R10 TDI (Audi Joest)
LMS: Pescarolo Judd C60 (5 Siege in 5 Rennen)
ALMS – Petit Le Mans: Audi R10 TDI (Audi Joest)
Fahrer des Jahres: Collard (Fr) (Pescarolo Sport)
2007
Sebring: Audi R10 TDI (Audi Joest)
Le Mans: Audi R10 TDI (Audi Joest)
LMS: Peugeot 908 HDI FAP (6 Siege in 6 Rennen)
ALMS – Petit Le Mans: Audi R10 TDI (Audi Joest)
Fahrer des Jahres: Lamy (Port) Sarrazin (Fr) (Peugeot Sport)
2008
Sebring: Porsche RS Spyder (Penske)
Le Mans: Audi R10 TDI (Audi Joest)
LMS: Audi R10 TDI (Audi Joest) (1 Sieg in 5 Rennen)
ALMS – Petit Le Mans: Audi R10 TDI (Audi Joest)
Fahrer des Jahres: McNish (GB) Capello (It) (Audi Joest)
2009*
Sebring: Audi R15 TDI (Audi Joest)
Le Mans: Peugeot 908 HDI FAP (Peugeot Sport)
LMS: Lola Aston Martin DBR (2 Siege in 5 Rennen)
Fahrer des Jahres: Charouz (Cz) – Enge (Cz) – Mücke (D) (Lola Aston Martin)
* Petit Le Mans: 2009 Rennabbruch, nur halbe Wertung
2010
Sebring: Peugeot 908 HDI FAP (Peugeot Sport)
Le Mans: Audi R15 Plus TDI (Audi Joest)
LMS: Peugeot 908 HDI FAP (3 Siege in 5 Rennen)
ALMS – Petit Le Mans: Peugeot 908 HDI FAP (Peugeot Sport)
Fahrer des Jahres: Sarrazin (Fr) (Peugeot Sport)
2011
Sebring: Peugeot 908 HDI FAP (Oreca)
Le Mans: Audi R18 TDI (Audi Joest)
ILMC: Peugeot 908 (5 von 7 Rennen)*
ALMS – Petit Le Mans: Peugeot 908 (Peugeot Sport)
Fahrer des Jahres: Bourdais (Fr) (Peugeot Sport)
* ILMC mit Sebring, Le Mans und Petit Le Mans
Nachtrag: Ergebnisse 2012 bis 2015 (Übersichten)