November 2011: Informationen für Modellsammler und Modellbauer – gestern und heute
Früher war alles besser – dieser Spruch geistert durch viele Stammtischgespräche, wenn sich Modellbauer und -sammler treffen. Wirklich? Die alten Zeiten waren vielleicht beschaulicher, übersichtlicher, einfacher. Aber die Informationsbasis für Neuerscheinungen, für Bilder von Modellen oder für eine kritische Beschreibung neuer Modelle war deutlich schlechter als heute. Wie die Welt für den Modellauto-Sammler vor, sagen wir, 30 Jahren aussah, habe ich bereits in dem Artikel „Vor 40 Jahren – Geburtsstunde der 1:43-Kleinserien“ beschrieben. Das Internet war natürlich noch nicht erfunden, Informationen erhielt man über Kataloge einzelner Modellhersteller und Händler, über einige wenige Modell-Zeitschriften oder über Modell-Clubs.
Heute steht uns über viele Kanäle eine große Datenmenge und -vielfalt zur Verfügung, die uns manchmal viel Zeit kostet und vom eigentlichen Modellbau abhält, die Zeiten des Informationsmangels oder des schwierigen Zugangs zu Informationen sind endgültig vorbei. Und trotzdem – trotz aller über die Jahre neu entstandenen Internet-Seiten – bleiben einige Adressen, die uns seit vielen Jahren mit Zeitschriften oder Online-Journals versorgen, auch heute noch erste Wahl, wenn es um seriöse und kompetente Informationen rund um Automodelle geht. Ein paar Beispiele will ich hier im Folgenden nennen.
Der jährliche Danhausen Modelcar-Katalog, der ab 1971 erschien, ist zwar seit vielen Jahren Geschichte, den Tron Katalog, das italienische Pendant zur Danhausen-Bibel, gibt es schon lange nicht mehr, und auch die Modell-Clubs haben viel von ihrer früheren Bedeutung als Informationsforum verloren.
Andererseits: Das englische Journal „Four Small Wheels“ (FSW) von Grand Prix Models ist heute noch per Post oder online erhältlich. Für alle, die auf den Maßstab 1:43 fokussiert und der englischen Sprache mächtig sind, ist FSW auch heute noch unter allen Modellauto-Magazinen die erste Wahl.
Four Small Wheels: 10 Ausgaben pro Jahr, Sprache: Englisch
Ende 1973 begann Brian Harvey, Schöpfer von Grand Prix Models als Label für 1:43-Metallbausätze und für seinen kleinen Laden in Radlett (einem Vorort von London), über Modellneuheiten und Geschichten rund um den Modellbau zu schreiben und neue Modelle kritisch zu bewerten. Aus einem zunächst eher improvisierten Heftchen in Schwarzweiss im DIN-A-4-Format wurde über die Jahre ein professionell gestaltetes Magazin mit einer Fülle von Informationen rund um das Hobby Modellbau, mit besonderem Schwerpunkt auf 1:43-Kleinserienmodellen und Bausätzen. Aber auch die neue Resincast-Generation und der 1:24-Kleinserienbereich werden nicht vernachlässigt. 2011 ist André Marot der Herausgeber, aber Brian Harvey begleitet seine Schöpfung FSW immer noch als Berater.
Es gibt 10 Ausgaben pro Jahr mit ca. 25 Seiten, Kosten in Deutschland frei Haus (2011) 38 £ pro Jahrgang, als Online-Version 10 £ pro Jahr. Ausgaben, die drei oder mehr Monate zurückliegen, kann man aber auch kostenlos von der Internet-Plattform „Grand Prix Models“ (dort auf FSW gehen) als PDF-Datei herunterladen. Neben der Produktion von FSW ist Grand Prix Models vor allem ein sehr gut organisierter und sortierter Modell-Versandhandel, man kann im Übrigen einmal pro Monat auch persönlich Grand Prix Models in Banbury (in den Midlands, nahe Oxford bzw. Warwick) besuchen.
Themen in FSW: Editors Choice (Modell des Monats) / Reviews (Modell-Vorstellung und Kritik) / News & Soon (Fotos und Listen von Neuerscheinungen) / Test Built (Anleitung für Modell-Bausätze) / Book Reviews (Buchvorstellungen) / History (Blick in die Motorsport-Vergangenheit) – in aller Regel sehr kompetente Beiträge, insbesondere die Modellkritik (Review) ist meist fundiert und wirklich kritisch, kein Gefälligkeitstext wie gelegentlich in deutschen Modellauto-Zeitschriften, auf die ich an dieser Stelle aber nicht näher eingehen möchte. Wer sich geschäftlich oder im Urlaub mal in der Nähe von Banbury aufhält, sollte die Gelegenheit zu einem Besuch bei Grand Prix Models nicht verpassen.
Auto Modélisme: 10 Ausgaben pro Jahr, Sprache: Französisch
Eine zweite Empfehlung ist das seit 1995 in Frankreich (Saint Cloud) produzierte Modellauto-Journal „Auto Modélisme“ (AM), auch hier mit ca. 10 Ausgaben pro Jahr. Ende 2011 war man bereits bei Heft Nr. 173 angelangt. AM ist ein aufwändig gestaltetes Magazin, reich mit Farbfotos bebildert und ebenfalls mit einer sehr kompetenten Redaktion – leider mit zwei Nachteilen: Die Texte sind ausschließlich in Französisch, und der 1:43-Modellsammler muss akzeptieren, dass ein Teil des Journals dem leidigen 1:18-Markt und neuerdings auch noch dem Trend-Thema „Slot Cars“ gewidmet ist. So bleiben für den 1:43-Bereich heute nur noch maximal 50% der ca. 50 Seiten übrig – das war in früheren Jahren besser. Das Jahres-Abonnement kostet in Deutschland derzeit (2011) 57,50 €, für ein Einzelheft zahlt man in Frankreich 5,90 €, AM ist dort allerdings nur in wenigen ausgesuchten Zeitschriftenläden erhältlich.
AM präsentiert natürlich alle Modell-Neuheiten, mit Fotos und einer kurzen Modellkritik (geordnet nach Maßstab und Thema – Rennsport und Straßenfahrzeuge), die ähnlich wie bei FSW in den meisten Fällen recht kompetent ist. Außerdem gibt es Schwerpunktthemen (Portraits von Modellherstellern oder Modellsammlern, Dioramenbau, Rennhistorie,…), viele Informationen rund um Modellautos und über Modellauto-Shops in Frankreich (mit Adressen und Internet-Portalen). Chefredakteur ist Alan Geslin (Stand 2011), Mitgestalter waren oder sind z.B. Jean-Marc Teissedre und Christian Moity, beide sind Le Mans-Anhängern wohlbekannt als Autoren bzw. Herausgeber vieler vom ACO autorisierter Publikationen, z.B. dem jährlichen offiziellen „Le Mans 24 Hours“-Jahrbuch des ACO. Kompetenz ist da also garantiert.
Wer die Mühe scheut oder mangels Sprachkenntnis nicht in der Lage ist, Berichte in fremder Sprache zu lesen, muss sich im deutschsprachigen Bereich umsehen. Lassen wir die Print-Magazine einmal außen vor, so bietet das Internet seit einiger Zeit ganz ordentliche Optionen. Der „auto-modell-report“ ist als Weichensteller gut geeignet, d.h. von hier aus wird eine Vielzahl interessanter Links angeboten, z.B. zu „Mini Auto“, dem Shop von Andreas Bunte in Duisburg, der regelmäßig einen Newsletter herausgibt. Besonders empfehlenswert ist das Online-Journal „auto-und-modell“, in dem Modellneuheiten vorgestellt werden, allerdings auch hier nicht nur im 1:43-Maßstab sondern auch im 1:18-Segment. Vor allem die Berichte von Rudi Seidel sind sehr lesenswert, da sie auch auf die Historie der Vorbilder der Modelle eingehen und eine wirkliche Modellkritik darstellen, die Modelle also nicht einfach nur wohlwollend durchwinken. Hier gibt es die Rubriken „Aktuell“ (Neuerscheinungen, insbesondere auch Berichte von der Modellbau-Messe in Nürnberg), „Unter der Lupe“ (ausführliche Betrachtung einzelner Automodelle), „Feine Serie“ (mit Fokus auf teure Kleinserien) und „Automobile“ (vor allem Vorstellung einschlägiger Literatur). Sehr hilfreich ist auch das Archiv, in dem alle Berichte systematisch gesammelt sind. Eine weitere Seite „1zu43“ ist auch von dort aus über einen Link erreichbar, mit einem interessanten Forum.