Le Mans 1982: Feuertaufe für die Gruppe C und den Porsche 956 – Dritter Besuch des Rennens

Bericht von 2011

Die 1982 neu geschaffene Gruppe C sollte den Endurance-Sport in den 1980er Jahren zu einer neuen Blütezeit führen. Die Idee war einfach, genial und aus heutiger Sicht hochmodern: Neben einigen Karosserieabmessungen, der Vorgabe eines geschlossenen Dachs und einem Mindestgewicht von 800 kg gab es auf der Motor-/Getriebeseite nur eine entscheidende Vorgabe: Man musste über das Rennen mit einer bestimmten Menge Kraftstoff auskommen

Im Anfangsjahr 1982 waren das z.B. 600 Liter bei 1000 km-Rennen oder 2600 Liter in Le Mans, geregelt durch die maximale Zahl der Tankstopps und des Tankvolumens. So wurden schon im Premierenjahr sehr unterschiedliche Motorenkonzepte eingesetzt – von großvolumigen Saugmotoren (Aston Martin, Chevrolet) bis zu kleineren Motoren mit Turbo-Aufladung (Porsche, Peugeot). Der Erfolg der Gruppe C entsprang nicht zuletzt auch dieser technischen Vielfalt, während die Formel 1 auf sehr engen Reglementvorgaben basierte. Die Besucher des Rennens – so versprachen die Vorberichte – konnten sich auf eine bunte Vielfalt mehrerer Neukonstruktionen, auf Werkseinsätze (Porsche, Ford) und auf eine Konfrontation der neuen Klasse mit den bewährten Gruppe 5- und IMSA-Teilnehmern (Porsche 935) freuen.

So startete ich zusammen mit MB am Mittwoch aus dem hohen Norden der Republik in Erwartung eines spannenden Rennens Richtung Nordrhein-Westfalen. Im Norden kam ein Mitfahrer hinzu, und in NRW charterten wir zusammen mit zwei weiteren Mitreisenden ein ausgewachsenes Wohnmobil, das uns über die Nacht zum Donnerstag rechtzeitig zum 2. Trainingstag zur Rennstrecke brachte. Die gute Stimmung konnte auch nicht durch die 1:2-Niederlage der deutschen Fußballer gegen Algerien bei der WM in Spanien oder durch nächtliche Irrfahrten in der Pariser Innenstadt getrübt werden. Über die Tage in Le Mans genossen wir den Komfort des Wohnmobils, die Nähe des Stellplatzes zur Rennstrecke (heute sind die Wege deutlich länger), das über weite Strecken schöne Sommerwetter (mit Ausnahme eines veritablen Gewittersturms am Freitag) und die gegenüber 1978 und 1980 deutlich verbesserte Informationslage: Einer unserer Mitreisenden aus NRW hatte gute Kontakte zu den Porsche-Teams und versorgte uns mit Fakten und Gerüchten.

Das Starterfeld, das wir am Donnerstag-Training zum ersten Mal life erleben konnten, war tatsächlich bunt: Aus deutscher Sicht stand natürlich die Le Mans-Premiere des neuen Porsche 956 im Blickpunkt: Drei nagelneue Rothmans-Porsche überzeugten im Training mit den Plätzen 1, 2 und 14. Ob die Neukonstruktion aber schon das Stehvermögen für 24 Stunden haben würde und zudem das vorgegebene Verbrauchslimit eingehalten werden könnte, blieben noch offene Fragen. Immerhin standen mit dem von Reinhold Jöst auf Gruppe C-Standard umgebauten älteren 936 C oder mit einigen bewährten 935 der Gruppe 5 oder der IMSA-Klasse eine Reihe standfester Kontrahenten bereit, sollte der neue 956 schwächeln. Und natürlich gab es auch in der Gruppe C einige viel versprechende und durchaus konkurrenzfähige Mitbewerber, allen voran die beiden schnellen Ford C100 oder die Rondeau Ford M382: Die Franzosen konnten als zuverlässige Steher eingeschätzt werden. Andere Gruppe C-Fahrzeuge, wie der Kremer CK5, der WM Peugeot, der Sauber Ford C6, der Lola Ford, der Mirage Ford, der March Chevrolet oder der Nimrod Aston Martin, waren dagegen eher Außenseiter, ebenso die beiden Gruppe 6 Lancia, die für 24 Stunden – so die Erwartung – zu fragil sein dürften.

Das RennenDer Verlauf des von warmem und trockenem Wetter begünstigten Rennes kann in drei Phasen gegliedert werden. (1) Die ersten drei Stunden – intensiver Wettbewerb zwischen den schnellsten Gruppe C-Boliden: Die drei Werks-Porsche, der schnellste Ford C100 (Nr. 6) und der schnellste Rondeau (Nr. 11) wechselten sich gegenseitig an der Spitze ab, dahinter blieben die weiteren Gruppe C-Fahrzeuge in Wartestellung.

(2) Die Abend- und Nachtstunden: Die Gruppe C spielt das Spiel „10 kleine Negerlein“ – nach und nach fällt einer nach dem anderen der neuen Gruppe C-Autos zurück oder ganz aus – mit Ausnahme der neuen Porsche 956. Die vom 4 Liter-Ford Cosworth-Motor angetriebenen Wagen leiden unter starken Vibrationen des neuen Motors, am Ende überlebt keines der Ford-getriebenen Fahrzeuge. Gegen 4 Uhr morgens fällt der einzige noch verbliebene aussichtsreiche Porsche-Konkurrent, der Rondeau mit der Nr. 11, endgültig aus, es bleiben nur noch der Joest-936C und der Nimrod Aston Martin als Konkurrenz für die drei 956 übrig, bei Porsche kann man sich für das letzte Renndrittel auf das Spritsparen konzentrieren.

(3) Rennsonntag: Der Aston Martin verliert an Boden, der 936C, lange Zeit auf Rang 3, fällt eine Stunde vor Schluss aus, und die drei 956 formieren sich zur geordneten 1-2-3-Zieldurchfahrt, gefolgt von zwei bewährten Porsche 935 – einer der größten Erfolge für Porsche und eine historische Jungfernfahrt ihrer Neukonstruktion. Jacky Ickx und Derek Bell gewinnen zusammen zum dritten Mal in Le Mans (nach 1975 und 1981), ein neues Endurance-Traumpaar, und „Monsieur Le Mans“ stellt mit seinem 6. Gesamtsieg einen neuen Rekord auf, der erst im Jahr 2005 von Tom Kristensen überboten werden sollte.

Die Modelle

1982 war die 1:43-Modellwelt durch eine große Zahl von Kleinserien-Herstellern geprägt – kein Wunder also, dass viele der Le Mans-Fahrzeuge recht bald nach dem Rennen als Metall- oder Resine-Bausätze erhältlich waren, wobei die Resine-Bausätze mittlerweile dominierten. Record und Tenariv hatten einige der wichtigen Fahrzeuge des Rennens, insbesondere der neuen Gruppe C-Kategorie, im Programm, ab 1983 übernahm Starter einige der zuvor von Record angebotenen Modelle ins Sortiment. Vom Rondeau M382 gab es zunächst ein allerdings wenig überzeugendes Modell von Silhouette, 2011 wurde dann endlich ein modernes Resincast-Modell von Spark angekündigt (das Modell erschien dann aber erst mit fast 10 Jahren Verspätung). Das Siegerfahrzeug Porsche 956 wurde gleich nach dem Rennen von mehreren Kleinserien-Anbietern produziert, am Ende setzte sich aber mit Record und später mit Starter das beste Modell durch. Auch heute gibt es mehrere Anbieter des 956, das Spark-Modell ist dabei besonders zu empfehlen. Schließlich wird nun (2011) auch der lange Zeit auf Platz 3 liegende Joest Porsche 936 C als Resincast-Modell von Spark produziert, bislang musste man hier auf den Kleinserien-Bausatz von Mini Racing zurückgreifen.

Le Mans 1982 Modellübersicht (Stand 2011)

Le Mans 1982 im Bild

Bei meinem Besuch des Rennens hatte ich ganz aufs Fotografieren verzichtet, daher folgen hier keine eigenen Originalbilder. Dafür habe ich im Folgenden einige Fotos von 1:43-Modellen des Rennens eingestellt. Wer bewegte Bilder bevorzugt, sollte sich die vorzügliche DVD „Le Mans 1982“ zulegen (zu beziehen u.a. bei Raceland oder Duke Video).

Quellen:

Christian Moity, Jean-Marc Teissedre, 24 Heures du Mans 1982, Automobile Club de l´Ouest, 1982  /  Motorsport-Journals von Juli/August 1982.

Weitere Anmerkungen zu den Fotos und zu Informationsquellen: siehe Bericht „Wie alles begann“, außerdem: siehe Rubrik „Über diese Seite“ → „Anmerkungen zu Minerva Endurance“.

Sieg in Le Mans 1982: Porsche 956 (Record)

Ford C 100 (Grand Prix Models)

Joest Porsche 936 C (Mini Racing)

Nimrod Aston Martin (Automany)

WM Peugeot (Bizarre), Rondeau M382 (Silhouette)

Kremer Porsche CK5 (Record)

Porsche 935 L Fitzpatrick (4. Platz) (Starter)

Ferrari 512 BB (IXO), Porsche 935 K3 (Quartzo)

Porsche 934 (Record)

BMW M1 (Transkit, Basis Solido)

Porsche 936 C (Joest Racing), Mini Racing

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Eine Antwort zu Le Mans 1982: Feuertaufe für die Gruppe C und den Porsche 956 – Dritter Besuch des Rennens

  1. mm sagt:

    Super les voitures Malardeau du Mans ,mon pere etait un grand leader ship ,pour les voitures , je suis fans de ses voitures 24 heures du mans la voiture porsche (78) étaient conduient par de grands pilotes et qui étaient tous fans

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